In vielen Organisationen tragen Führungskräfte eine Last, die schwerer ist, als sie sein müsste. Das liegt oft daran, dass sie, bewusst oder unbewusst, Aufgaben übernehmen, die eigentlich im Verantwortungsbereich ihrer Mitarbeitenden liegen sollten. Dieses Phänomen ist als Monkey Management bekannt. Dabei wird der „Affe“ – die Aufgabe – von einem Teammitglied auf die Schultern der Führungskraft übertragen. Dies führt nicht nur zu mehr Stress und Überlastung für die Führungskraft, sondern hemmt auch die Eigenverantwortung und das Wachstum des Teams.
In diesem Artikel möchte ich dir als Führungskraft zeigen, wie du die Verantwortung dort belässt, wo sie hingehört – bei deinem Team – und gleichzeitig die Rolle eines Servant Leaders einnehmen kannst. Der Fokus liegt dabei auf langfristiger Entlastung, der Förderung von Selbstorganisation und dem Empowerment deiner Mitarbeitenden.
Was ist Monkey Management?
Stell dir vor, du gehst durch das Büro, und ein Mitarbeitender spricht dich mit einem Problem an. „Chef, ich weiß nicht genau, wie ich Projekt X angehen soll. Könnten Sie mir dabei helfen?“ In dem Moment, wo du sagst: „Lass mich mal schauen, ich kümmere mich drum“, hast du den „Affen“ (die Verantwortung) übernommen. Der Mitarbeitende fühlt sich vielleicht entlastet, aber der „Affe“ sitzt nun auf deinen Schultern.
Monkey Management beschreibt genau dieses Phänomen: Aufgaben, die eigentlich in den Verantwortungsbereich der Teammitglieder fallen, werden an die Führungskraft abgegeben. Das Ergebnis? Überarbeitete Führungskräfte und Teams, die nicht in ihre volle Eigenverantwortung kommen.
Die Rolle des Servant Leaders
Der Schlüssel, um dieses Muster zu durchbrechen, liegt im Servant Leadership – einer Führungsphilosophie, bei der die Führungskraft in den Dienst des Teams tritt und nicht die Kontrolle oder die Lösungen an sich reißt. Als Servant Leader stärkst du dein Team, indem du Unterstützung bietest, aber nicht die Verantwortung für die Ausführung übernimmst.
Servant Leaders schaffen die Rahmenbedingungen, in denen sich Mitarbeitende entfalten, selbstorganisiert arbeiten und Verantwortung für ihre eigenen Aufgaben übernehmen können. Statt sich mit den „Affen“ jedes Teammitglieds zu beladen, konzentrieren sie sich darauf, Hindernisse aus dem Weg zu räumen und das Team zu befähigen, Lösungen eigenständig zu finden.
Wie Monkey Management Führungskräfte überlastet
Monkey Management führt dazu, dass sich Aufgaben von deinem Team zu dir verschieben, was eine Art Überlastungsspirale in Gang setzt. Du bist ständig beschäftigt, kommst nicht zu deinen strategischen Aufgaben und fühlst dich möglicherweise sogar unverzichtbar. Auf der anderen Seite werden deine Mitarbeitenden passiver, weniger eigenständig und weniger engagiert, weil sie sich auf dich verlassen, die Probleme zu lösen.
Das bedeutet, dass sowohl du als Führungskraft als auch dein Team nicht euer volles Potenzial entfalten könnt. Der Schlüssel, um dieser Falle zu entkommen, ist ein bewusster und gezielter Ansatz, um Verantwortung dort zu lassen, wo sie hingehört.
Schritte, um das Monkey Management in deinem Team zu beenden
1. Reflektiere deine eigene Rolle
Zunächst ist es wichtig, zu reflektieren, wie oft und in welchen Situationen du dazu neigst, „Affen“ von deinem Team zu übernehmen. Frag dich, wann du Aufgaben übernimmst, die eigentlich im Verantwortungsbereich deiner Mitarbeitenden liegen. Reflektiere, warum das geschieht. Vielleicht denkst du, dass du schneller oder besser Lösungen findest. Oder du möchtest dein Team entlasten. Aber auf lange Sicht entziehst du ihnen damit die Möglichkeit, zu wachsen.
2. Setze klare Erwartungen
Als Führungskraft ist es entscheidend, klare Erwartungen an die Eigenverantwortung deiner Mitarbeitenden zu setzen. Stelle sicher, dass deine Teammitglieder verstehen, welche Verantwortung sie für ihre eigenen Aufgaben tragen. Kommunikation ist der Schlüssel: Sprich regelmäßig über Verantwortlichkeiten und die Bedeutung von Selbstorganisation.
3. Fragen statt Lösungen anbieten
Wenn ein Mitarbeitender mit einem Problem zu dir kommt, widerstehe der Versuchung, die Lösung direkt zu übernehmen. Stattdessen kannst du mit gezielten Fragen den Mitarbeitenden selbst zur Lösung führen. Beispiele könnten sein:
„Welche Optionen hast du bisher in Betracht gezogen?“
„Was denkst du, wäre der nächste Schritt?“
„Was brauchst du, um das Problem selbst zu lösen?“
Auf diese Weise behält der Mitarbeitende den „Affen“, aber du hilfst ihm dabei, die nötigen Ressourcen oder Denkanstöße zu bekommen.
4. Schaffe Strukturen für Selbstorganisation
Selbstorganisation entsteht nicht von heute auf morgen. Du kannst jedoch Strukturen und Prozesse einführen, die dein Team unterstützen. Das kann z.B. regelmäßige Retrospektiven, Feedback-Runden oder Stand-ups beinhalten, bei denen das Team eigenständig reflektiert und plant. So lernst du, auf das kollektive Wissen deines Teams zu vertrauen, und dein Team lernt, sich selbst zu organisieren.
5. Fördere eine Kultur des Vertrauens
Servant Leadership setzt eine Kultur des Vertrauens voraus. Dein Team muss darauf vertrauen, dass du ihnen die Verantwortung zutraust, und du musst darauf vertrauen, dass dein Team fähig ist, Herausforderungen eigenständig zu bewältigen. Schaffe ein Umfeld, in dem Fehler als Lernchance gesehen werden, und gib deinem Team den Raum, selbst Lösungen zu finden – auch wenn es manchmal bedeutet, dass sie scheitern.
6. Delegiere bewusst
Ein häufiger Grund für Monkey Management ist fehlendes Delegieren. Als Führungskraft musst du bewusst und klar delegieren, und dabei auch das Vertrauen aussprechen, dass dein Team die Aufgabe ohne ständige Überwachung meistern kann. Gib nicht nur Aufgaben, sondern auch die Verantwortung für die Ergebnisse weiter.
Die langfristigen Vorteile für dich und dein Team
Wenn du als Führungskraft den Affen auf den Schultern deiner Teammitglieder lässt und sie dazu befähigst, Verantwortung zu übernehmen, hat das langfristige Vorteile:
Entlastung für dich: Du wirst weniger in operative Details verwickelt und hast mehr Zeit für strategische Aufgaben.
Empowerment deines Teams: Dein Team fühlt sich gestärkt und verantwortlich für seine Arbeit, was die Motivation und das Engagement erhöht.
Mehr Selbstorganisation: Dein Team lernt, eigenständig zu arbeiten, was die Effizienz und Produktivität steigert.
Nachhaltiger Erfolg: Langfristig profitiert die gesamte Organisation von einer Kultur der Eigenverantwortung und des Vertrauens.
Fazit: Affen zurück ins Team!
Monkey Management zu durchbrechen erfordert ein bewussteres Handeln als Führungskraft. Indem du deinen Mitarbeitenden die Verantwortung überlässt, ihnen mit Fragen hilfst und als Servant Leader agierst, kannst du dich selbst entlasten und gleichzeitig das Empowerment und die Selbstorganisation in deinem Team fördern. Es ist ein Prozess, der Geduld erfordert, aber die langfristigen Vorteile sind enorm – für dich, dein Team und die gesamte Organisation.
Bist du bereit, die Affen dort zu lassen, wo sie hingehören?
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