Warum Resilienz-Trainings alles nur schlimmer machen
- Linda Theurer
- 16. Juli
- 3 Min. Lesezeit
„Wir brauchen mehr Resilienz.“ Das hören wir überall: in Führungskreisen, HR-Runden, Gesundheitsreports.
Doch was, wenn genau das der Denkfehler ist?
Was, wenn wir Resilienz nicht trainieren müssen – sondern endlich aufhören sollten, Menschen für kranke Systeme fit zu machen?

Der Alltag einer Führungskraft:
„Ich muss nur noch durchhalten.“
„Wenn der neue Kollege erstmal da ist, wird’s besser.“
„Wenn das Projekt geschafft ist, dann wird es ruhiger.“
Führungskräfte reden sich viel ein. Sie stemmen Verantwortung, retten Teams, spielen Feuerlöscher, halten Systeme zusammen und übersehen dabei eins:
Das System ändert sich nicht, nur weil wir es länger aushalten.
Fakt: Psychische Erkrankungen sind die Hauptursache für Langzeitausfälle in deutschen Unternehmen (DAK-Report 2023). Jeder vierte Kranke fällt langfristig aus.
Kranke Führungskräfte kosten pro Jahr bis zu € 250.000, Mitarbeiter ein Jahresgehalt.
Und was tun Unternehmen? Achtsamkeitskurse. Yoga. Coaching. Flexible Arbeitszeiten.
Und was bringt’s?
Wenn wir ehrlich sind, nichts.
Weil wir uns weiter anpassen. Weil wir die Blumen weiter fleißig düngen und gießen – aber sie in der Dunkelheit stehen lassen.
Der wahre Stressfaktor?
Bist nicht du. Nicht dein Team. Sondern: die Struktur.
Wir stecken in Machtpyramiden, gebaut für eine andere Zeit. Früher funktionierte das: klare Ansagen, Befehlsketten, jemand oben, der denkt, und viele unten, die ausführen.
Doch heute?
Wir arbeiten in komplexen, vernetzten Systemen. Wissen ist überall verteilt. Kundenbedürfnisse ändern sich ständig. Lösungen entstehen nicht mehr aus Ansage – sondern aus Austausch.
Und doch halten wir fest an Hierarchien, als gäbe es keine Alternative. Oben entscheidet, unten duckt sich. Menschen sichern sich ab, statt sich einzubringen. Missverständnisse. Konkurrenz. Ohnmacht.
Das macht krank – nicht dein fehlendes Stressmanagement. Denn wo Verantwortung nicht geteilt wird, wächst der Druck auf Einzelne. Wo Kompetenz nicht führen darf, übernimmt Macht – oft fern von den echten Herausforderungen. Und wo Macht regiert, ersticken Innovation, Freude und Zusammenarbeit.
Der Aha-Moment:
Gesunde Teams entstehen nicht durch stärkere Individuen. Nicht durch noch mehr Trainings, Apps oder Resilienz-Coachings.
Sie entstehen durch Strukturen, die Klarheit schaffen, echte Verbindung ermöglichen und Wirksamkeit zulassen. Strukturen, die Orientierung geben, statt Orientierung zu nehmen. Strukturen, die Menschen Verantwortung zutrauen, statt sie klein zu halten.
Und trotzdem?
In vielen Organisationen heißt es:
„Wir müssen schneller werden. Effizienter. Agiler.“
Das Meeting, das nichts entschieden hat, wird zum Stand-up. Der Chef, der alles absegnen will, nennt sich plötzlich Coach. Die E-Mail-Flut weicht dem Slack-Dauerfeuer.
Und wie fühlen sich die Menschen dabei? Sie rennen. Sie strampeln. Sie versuchen, mitzuhalten. Und fragen sich abends: „Bin ich zu langsam – oder läuft hier was falsch?“
Spoiler: Es läuft was falsch. Denn wer einfach nur „so weiter, nur schneller“ macht, landet genau da, wo er nicht hinwill – nur eben schneller.
Frage an dich als Führungspersönlichkeit:
Welche Dinge sind das?
Es sind Strukturen, die verhindern, dass Teams Verantwortung übernehmen und wirksam werden:
Unklare Rollen, die zu Schuldzuweisungen führen.
Mikromanagement, das Eigeninitiative erstickt.
Silodenken, das Kundenorientierung blockiert.
Machtzentrierte Entscheidungen, die Kompetenz ignorieren.
Struktur macht Kultur.
Nicht die Kick-off-Party. Nicht der Purpose-Satz an der Wand. Struktur bestimmt, wie wir zusammenarbeiten, wie wir sprechen, wie wir Verantwortung tragen. Sie prägt, was belohnt wird – und was verhindert.
Wer macht es besser?
Unternehmen wie Spotify zeigen mit ihrem Squad-Modell: Kleine, autonome Teams mit klarer Verantwortung liefern schneller, innovativer – und motivierter. dm-drogerie markt setzt seit Jahren auf dezentrale Entscheidungsspielräume und Mitarbeitereinbindung. Patagonia verbindet wirtschaftlichen Erfolg mit klarem Sinn und Verantwortung für Umwelt und Gesellschaft.
Und was sagen Studien?
Die Harvard Business Review zeigt: Klare Entscheidungswege und Autonomie erhöhen nicht nur Produktivität, sondern auch Mitarbeiterzufriedenheit.
Gallup-Studien belegen: Teams, die wissen, wofür sie arbeiten und welche Wirkung sie haben, sind 21 % produktiver und bis zu 59 % weniger anfällig für Fluktuation.
Die WHO mahnt: Arbeitsbedingungen sind ein Gesundheitsfaktor – nicht nur individuelles Verhalten.
Kurz:
Es geht nicht darum, Menschen „resilienter“ zu machen, damit sie durchhalten. Es geht darum, Strukturen zu schaffen, in denen sie gar nicht mehr gegen Unsinn ankämpfen müssen. Struktur macht Kultur. Kultur macht Gesundheit. Gesundheit macht Leistung.
Und jetzt?
Wir bei PEC Consulting helfen Unternehmen, krankmachende Strukturen zu erkennen und zu verwandeln: Von Status zu Sinn. Von Macht zu Kompetenz. Von Kontrolle zu Verantwortung.
Nicht, weil wir noch ein Training mehr anbieten. Sondern weil wir Fragen stellen, die alles verändern.
Wenn du Führung als Entlastung – nicht als Belastung – erleben willst, lass uns sprechen.
30 Minuten. Klarheit, wo deine Organisation gesund werden kann.
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