„Was wäre, wenn du nur noch wenige Tage hättest, um dein Unternehmen zu übergeben?“
Ein Gedanke, der Angst machen kann – und gleichzeitig das Potenzial zur Befreiung hat. Viele von uns verbringen die meisten Stunden damit, das Unternehmen am Laufen zu halten. Aber was wäre, wenn wir heute bereits anfangen könnten, ein System aufzubauen, das auch ohne unsere ständige Präsenz funktioniert?
Schritt 1: Den Busfaktor verstehen und ehrlich analysieren
Stell dir vor, du hättest nur wenige Tage, um dein Unternehmen an jemand anderen zu übergeben. Welche Aufgaben, welche Informationen und welche Abläufe müssten klar und strukturiert dokumentiert sein? Der sogenannte „Busfaktor“ beschreibt, wie viele Personen ausfallen könnten, bevor der Betrieb ernsthafte Schwierigkeiten bekommt. In vielen Unternehmen ist diese Zahl erschreckend niedrig – und das kann nicht nur zur Belastung werden, sondern auch das Potenzial des Teams untergraben.
Wenn wir ehrlich zu uns selbst sind, merken wir oft, dass bestimmte Aufgaben und Informationen nur durch uns verfügbar sind – als ob wir der Schlüssel zur Firma wären. Dieser Punkt ist ein entscheidender Start für Selbstorganisation: eine realistische Analyse, was alles von dir abhängt, und was tatsächlich auf mehrere Schultern verteilt werden könnte. Mit einer offenen Perspektive schaffst du die Grundlage dafür, dass wichtige Informationen nicht nur zentral bei dir, sondern im gesamten Team verankert sind.
Leitfragen für dich:
Welche Aufgaben übernimmst du aktuell selbst, die auch ein anderer übernehmen könnte?
Welche deiner Tätigkeiten sind „unersetzlich“ – und warum eigentlich?
Welche Systeme oder Tools könnten helfen, wichtige Informationen transparent und für alle zugänglich zu dokumentieren?
Schritt 2: Deine Rollen und deine Zeit neu bewerten
Im Alltag eines Unternehmensinhabers oder einer Führungskraft fühlen wir uns oft unersetzlich. Aber wie wichtig ist die eigene Rolle wirklich? Sich selbst als unentbehrlich zu betrachten, kann dazu führen, dass man feststeckt – und letztlich mehr Verantwortung trägt, als eigentlich nötig wäre. Stell dir einmal vor, welche Vorteile es hätte, wenn das Unternehmen auch ohne deine tägliche Kontrolle und deinen Input optimal funktionieren könnte.
Frage dich: Welche Rollen sind wirklich essenziell, und welche sind Gewohnheit? Ein Perspektivwechsel hilft hier enorm weiter. Betrachte deine Rolle nicht als die einer „unverzichtbaren Kraft“, sondern als die eines „Gestalters“, der die Strukturen und Rahmenbedingungen schafft, in denen das Team selbstständig und selbstorganisiert arbeiten kann.
Leitfragen für dich:
Welche deiner täglichen Aufgaben könntest du abgeben, um mehr Freiraum für strategische Aufgaben zu schaffen?
Welche andere Rolle – innerhalb oder sogar außerhalb des Unternehmens – könntest du übernehmen, wenn du weniger operativ eingebunden wärst?
Wie würdest du deine Zeit neu gestalten, wenn das Unternehmen ohne deine direkte Unterstützung auskommt?
Schritt 3: Klare Werte und Visionen schaffen
Ein selbstorganisiertes Unternehmen braucht klare Leitlinien, die den Weg weisen – vor allem dann, wenn nicht immer ein „Chef“ vor Ort ist, um Entscheidungen zu treffen. Hier kommen Werte und Visionen ins Spiel: Sie geben Orientierung und fördern eine Kultur der Eigenverantwortung. Eine starke, klar definierte Vision zeigt allen im Unternehmen, wohin die Reise geht, und gemeinsame Werte geben die Richtung für das tägliche Miteinander vor.
Die Vision beantwortet die Frage: Warum tun wir, was wir tun? Und die Werte zeigen, wie wir dieses Ziel gemeinsam erreichen. Wenn diese Prinzipien im Team verstanden und verinnerlicht werden, wird Führung überflüssig – das Team kann Entscheidungen treffen, die im Einklang mit der Vision und den Werten stehen, ohne dass es einer ständigen Kontrolle bedarf.
Leitfragen für dich:
Was ist die übergeordnete Vision, die euch antreibt, und wie trägt jede*r Einzelne dazu bei?
Welche Werte prägen das Handeln im Alltag und schaffen eine Kultur der Verantwortung und des Vertrauens?
Inwiefern unterstützen Vision und Werte die Selbstorganisation und machen dich als Führungskraft weniger „unverzichtbar“?
Schritt 4: Dokumentation und Wissenstransfer vorbereiten
Damit ein Unternehmen wirklich selbstorganisiert und unabhängig funktionieren kann, braucht es eine solide Grundlage für den Wissenstransfer. Dokumentation ist das Rückgrat einer selbstorganisierten Struktur: Sie stellt sicher, dass alle relevanten Informationen zugänglich sind, und verhindert, dass Wissen nur bei einzelnen Personen liegt. Wenn Prozesse, Aufgaben, Kontakte und sogar Passwörter zentral und transparent festgehalten werden, kann jede*r im Team bei Bedarf einspringen und Verantwortung übernehmen.
Effiziente Tools und Systeme helfen, diesen Wissenstransfer so zu gestalten, dass Informationen leicht auffindbar und stets aktuell sind. Ein gut dokumentiertes Unternehmen ist nicht nur weniger abhängig von Einzelpersonen, sondern auch flexibler und besser vorbereitet auf Veränderungen.
Leitfragen für dich:
Welche Informationen und Aufgaben müssen dokumentiert und für das Team zugänglich sein, damit die Selbstorganisation funktioniert?
Welche Tools könnten euch helfen, Wissen strukturiert zu sammeln und für alle verfügbar zu machen?
Wie könnt ihr dafür sorgen, dass die Dokumentation stets aktuell bleibt und als lebendiges System das Team unterstützt?
Bestpractice aus meinem Familienleben
Ein inspirierendes Beispiel hierfür habe ich auch in meinem privaten Leben gefunden. Ich lebe mit meinen drei fast erwachsenen Töchtern zusammen und wünsche, dass unser Familienleben ebenfalls ohne mich funktioniert. So habe ich beschlossen, diesen November meine Schwester in Kanada zu besuchen und vertraue darauf, dass meine Töchter den Haushalt selbstorganisiert weiterführen. Ich reise mit einem guten Gefühl, ich vertraue ihnen, alles ist vorbereitet und geklärt. Und sie haben ihnen Raum, sich selbst auszuprobieren.
So spiegeln sich die vier Schritte aus der Unternehmenswelt direkt in meinem Familienleben und zeigen, wie Selbstorganisation auch im Alltag umgesetzt werden kann.
Schritt 1: Den Busfaktor verstehen und ehrlich analysieren
In meinem Alltag bedeutet das, dass ich analysiere, welche Aufgaben und Verantwortungen bisher nur bei mir liegen. Wer organisiert den Einkauf? Wer kümmert sich um das Kochen und die tägliche Ordnung? Indem ich mir klar mache, welche Aufgaben ausschließlich bei mir liegen, schaffe ich den ersten Schritt zur Selbstorganisation – genau wie in einem Unternehmen.
Schritt 2: Meine Rollen und meine Zeit neu bewerten
Statt immer alle Aufgaben selbst zu übernehmen, gebe ich den Raum, dass meine Töchter diese übernehmen. Ich frage mich: Bin ich wirklich bei jeder kleinen Entscheidung nötig, oder können sie vieles alleine meistern? Ich setze meine Rolle neu – von einer „Managerin des Haushalts“ hin zur „Wegbereiterin“, die ihren Töchtern das Vertrauen schenkt, den Alltag eigenständig zu bewältigen.
Schritt 3: Klare Werte und Visionen schaffen
Damit Selbstorganisation gelingt, ist es hilfreich, auch zuhause Werte und gemeinsame Ziele zu definieren. Unsere Vision ist es: „Ein harmonisches Zuhause, in dem jeder Verantwortung übernimmt und einen Beitrag leistet.“ Meine Töchter verstehen, dass Wertschätzung, Zuverlässigkeit, Respekt und Selbstverantwortung wichtige Eckpfeiler unseres Familienlebens sind – und das hilft ihnen, Entscheidungen im Sinne dieser Werte zu treffen.
Schritt 4: Dokumentation und Wissenstransfer vorbereiten
Auch zuhause kann eine Art „Wissensdokumentation“ helfen: Ich mache bestimmte Routinen und wichtige Informationen – wie Einkaufslisten, Haushaltspläne oder Notfallnummern – zugänglich, sodass jede darauf zurückgreifen kann. Auch nutzen wir einen gemeinsamen Kalender und eine digitale Einkaufs- und Checkliste, um sicherzustellen, dass alle notwendigen Aufgaben und Einkäufe im Blick bleiben.
Fazit: Vom Anführer zum Wegbereiter – Bist du bereit für den Wandel?
Der Weg zur Selbstorganisation ist mehr als nur der Aufbau effizienterer Strukturen – er bringt dir und deinem Team mehr Freiraum und echte Resilienz. Wenn du deine Rolle neu definierst, klare Werte und Visionen schaffst und das Wissen auf das gesamte Team verteilst, eröffnest du deinem Unternehmen die Chance auf nachhaltiges Wachstum und Unabhängigkeit.
Stell dir vor, dein Unternehmen läuft rund, auch ohne deine ständige Kontrolle: Dein Team trifft selbstständig Entscheidungen, lebt eure Werte und treibt die Vision voran. Mit den richtigen Schritten ist dieser Zustand möglich.
Bist du bereit, den nächsten Schritt zu gehen? Selbstorganisation erfordert Mut, doch der Gewinn ist groß. Ich begleite dich auf dem Weg zu Strukturen, die dein Unternehmen zukunftssicher und unabhängig machen. Melde dich bei uns für ein unverbindliches Beratungsgespräch – dein Unternehmen ist bereit für den Wandel.
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