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Ich bin ein Querdenker! – Warum ich glaube, dass wir mehr von ihnen brauchen

Autorenbild: Linda TheurerLinda Theurer

Aktualisiert: 8. Jan. 2024

Das Wort Querdenker ist spätestens seit der Covid-Ära höchst negativ belastet. Als Querdenker bezeichnet zu werden, bedeutet degradiert, abgemahnt und von der Gesellschaft ausgegrenzt zu werden. Ein Querdenker wird oft mit einem Verschwörungstheoretiker oder Nazi gleichgesetzt, wird belächelt, als ängstlich, aggressiv und kleingeistig von den „Normalen“ ausgeschlossen. Wer nicht abnickt was die Mächtigen dem Volk vorgedacht und durch die Massenmedien verkaufen, sondern es wagt, sich seine eigenen Gedanken zu machen und diese auch noch äußert, läuft Gefahr, in die Schublade der Querdenker gesteckt zu werden. Dort wieder raus zu kommen, ist fast unmöglich.

 


Querdenker hat es immer schon gegeben. Sie haben die Welt geprägt.
Der Querdenker - schaffte die Welt wie sie heute ist

Mir fällt auf, es gibt viel mehr Querdenker unter uns, als wir glauben. Wenn ich in meinen Vorträgen ausspreche, was ich denke, sehe ich viele nickende Köpfe. Auch das Feedback, das mich im Nachgang erreicht, bestätigt das. Doch die Querdenker leben inkognito. Sie haben entschieden, ihre Meinung für sich zu behalten, um nicht negativ aufzufallen und anzuecken, um nicht in die Q- Schublade gesteckt zu werden.  

 


Querdenker sichern die Zukunft unserer Unternehmen


In Unternehmen wird das Querdenken immer mehr gewünscht – ja regelrecht gefordert und gefördert. Es scheint angekommen zu sein, dass ein Unternehmen mit Zukunft Querdenker braucht. „Thinking outside the box“ – klingt schöner als das Wort Querdenken, sagt aber das Selbe aus. Googelt man im Internet nach Querdenken findet man klare und höchst positive Worte dazu, wie z. B. in der Karrierebibel:

 

„Querdenken ist eine Denkweise, bei der Sie typische Denkmuster verlassen, anders denken und ungewöhnliche Ansätze verfolgen. Sie weichen von klassischen und konventionellen Wegen oder Lösungen ab. Statt nur geradeaus zu schauen, denken Sie um die Ecke und entwickeln außergewöhnliche und teils sogar abwegige Ideen. Beim Querdenken betreten sie gedanklich neue Pfade. Sie wiederholen nicht immer gleiche Gedanken oder vorgefertigte Antworten. Vielmehr gehen Sie Probleme, Fragen und Thematiken aus einer gänzlich neuen Perspektive an. ...“

 

Menschen, die hinterfragen, groß denken, sich der Komplexität der Dinge bewusst sind und sich umorientieren, Menschen die Abkürzungen, Mehrwerte, Einsparungen suchen, Menschen, die den Status Quo hinterfragen und der Zeit voraus sind, Menschen, die ein klares Zukunftsbild haben, das der Zukunft des Menschen und der Umwelt dient, Menschen, die ihre Ideen mutig aussprechen, auch wenn sie anecken könnten, - das sind die Menschen, die unsere Unternehmen dringend brauchen. Menschen, die nach dem Sinn hinter allem suchen, die Generation „why“, wie man so schön sagt. Denn ohne Warum, macht das Wie und Was meist keinen Sinn. Es werden Menschen gesucht, geschult und von extern gebucht – um quer zu denken.

 

 

Querdenken in unserer Gesellschaft – verpönt oder überlebenswichtig?


Doch warum sind Querdenker außerhalb der Unternehmen so unbeliebt? Kommt es vielleicht daher, dass es Menschen gibt, die das Wort „Querdenker“ als Mittel nutzen, um Aufmerksamkeit zu bekommen, ihr Ego aufzupolieren um endlich gesehen und gehört zu werden, anzuecken, zu streiten und ihren langen angestauten Frust los zu werden? Kommt es daher, dass sich sogenannte „Querdenker“ zusammenschließen und anstacheln, um einfach nur dagegen zu sein? Sind das dann überhaupt noch „Denker“ oder einfach nur „Querulanten“? Wonach orientieren sie sich? Kennen sie ihre Prinzipien, Werte und ihr Fokus? Ist ihr Verhalten konstruktiv? Wem nützt es, außer sich selbst?

 

… Und was ist mit den konstruktiven Querdenkern, Menschen, die unsere Gesellschaft so dringend braucht? Menschen, die wegen ihres queren Denkens und ihres Mutes, ihrer Integrität, ihrem starken Wertebewusstsein und ihrer Tatkraft vorangegangen sind, um Undenkbares zu schaffen und Gesellschaften revolutioniert haben? In allen Schichten finden wir unzählige Beispiele dafür: In der Religion (Luther), in der Wirtschaft (Henry Ford – von Kutsche zu Auto, Musk – Reise zum Mars, Jobs – Handy ohne Tasten…), in der Gesellschaft (Food-sharing, Tiny-houses, Mehrgenerationenhaus…)…

 

Alle diese Querdenker wurden zu Beginn belächelt, stigmatisiert und ausgeschlossen. Und doch haben sie sich behauptet und unsere Gesellschaft zum Umdenken bewegen können.

Diese Menschen haben nicht quer gedacht des Querdenken wegens oder um aufzufallen, sondern um ihr Wozu zu leben – um einen Mehrwert zu schaffen für ein besseres Leben aller.

 

Je länger ich mir alles anschaue, mich mit Menschen und unserer Geschichte beschäftige und mich selbst reflektiere, merke ich:  Ich bin ein Querdenker – in allen Bereichen. Tendenz stark steigend.

 

Muss ich mich jetzt schämen? Und darf ich überhaupt noch ein Teil unserer Gesellschaft sein?

 

Bin ich einfach ein Querulant oder nützt mein queres Denken irgendjemandem?

Ich lebe davon, anders zu denken als die Masse, groß zu denken, weit zu denken, zu hinterfragen, mich nach dem Mehrwert zu erkundigen, neue Perspektiven zu zeigen und dadurch nebenher Konfliktherde zu beseitigen. Es scheint, als brauchen meine Kunden, meine Art des Denkens.

 

Als Anker und Fokus dient mir der gesunde Menschenverstand, Wohlwollen und das Bewirken von Mehrwert. Mein Wozu ist das Schaffen von Glück, denn glückliche Menschen sind friedliche Menschen. Mein Querdenken dient dazu, Frieden auf dieser Welt zu schaffen.

 

 

Querdenken in meinem Alltag

 

Ich denke Organisationen nicht wie wir geprägt wurden, vom Chef, der oben sitzt, nach unten zu den Mitarbeitern. Ich denke das Unternehmen auch nicht in der Pyramide von unten nach oben, sondern ich denke es von außen nach innen – vom Kundennutzen her, vom Markt her. Denn wo kein Kunde, da kein Unternehmen. - Ich denke quer.

 

Ich denke Projekte nicht, wie es im Lehrbuch steht, von Ist zu Soll, vom Anfang zum Ende. Ich denke es auch nicht „agil“ vom Ende, also dem gewünschten Zustand, zum Jetzt. Vielmehr orientiere ich mich am „Wozu“, dem Schaffen von Mehrwert, dem Nutzen und dessen Erfolg. - Ich denke quer.

 

Ich denke das Leben nicht von der Geburt bis zum Tod und plane meine Lebensabschnitte nicht von Jahr zu Jahr oder von Ziel zu Ziel. Auch gehe ich gedanklich nicht zu meinem Sterbebett und überlege mir bucket-list ähnlich, was ich bis dahin alles erreicht, erledigt, gemacht und gesehen haben möchte. Ich orientiere mich an meinem Sinn des Lebens und meinen Werten und denke und bewege mich auch hier – quer.

 

Ich strukturiere meinen Tag nicht vom Morgen zum Abend und hangle mich an meinen Terminen entlang. Auch überlege ich mir nicht, was ich heute Abend alles geschafft und welche To-Dos ich abgehakt haben möchte. Ich überlege mir, was heute der effektivste Weg ist, mein Wirken zu entfalten, so dass ich mich heute Abend glücklich, zufrieden und sinnerfüllt in mein Bett legen kann. – Ich denke meinen Tag quer.

 

Ich schicke meine Kinder nicht von der 1. in die 13. Klasse dieses Schulsystems, weil man das so macht. Ich frage mich seit der 1. Klasse, was sie dort lernen werden, was sie auf ihr Leben als selbstbewusste, mutige und proaktive Weltenbürger vorbereiten wird. – Und habe viel zu oft Mühe, Antworten zu finden. – Ich denke quer.

 

Ich denke unser Land nicht von der Politik „oben“ zum einfachen Bürger nach „unten“ und auch nicht von unten nach oben. Ich überlege mir den Sinn und Zweck einer erfolgreichen Gesellschaft in der heutigen Zeit und wie wir die Politik als Werkzeug so nutzen können, damit wir gemeinsam Klarheit, Transparenz und Verbundenheit herstellen und effektiv unsere Strukturen so schaffen, dass jeder Bürger in Eigenverantwortung seinen Teil dazu beitragen kann, ein besseres Morgen für unsere Kinder und Enkel zu schaffen. – Ich denke quer.

 

Wieder zurück zum Business. Ich bewerte den Erfolg eines Unternehmens nicht anhand des Gewinns oder des Jahreswachstums von oben nach unten. Ich sehe Geld als Mittel zum Zweck, so wie das Benzin eines Autos nur Mittel zum Zweck ist, um von A nach B zu kommen, so dient der Umsatz dem Unternehmen, dessen eigentlichen Sinn zu erreichen. Wozu gibt es dieses Unternehmen? Was nützt es dem Menschen, der Gesellschaft, unserer Umwelt und unserer Zukunft als Menschheitsfamilie? Immer öfter begleite ich Unternehmen in ihrer Sinnsuche. - Auch hier, denke ich quer.

 


 

Wonach orientiert sich ein konstruktiver Querdenker?


Wer sich weg vom Mainstream bewegt, verliert schnell den Boden unter den Füßen. Er braucht Orientierung durch einen Anker und einen Richtstern. Nur so kann er selbst entscheiden, ob seine Denkwege noch fundiert, konstruktiv und nützlich sind. Als Anker dienen dem Querdenker seine persönlichen Werte und als Richtstern einen übergeordneten Sinn. Dieser Sinn könnte in folgenden Fragen gefunden werden:

·         Nützt es uns als Menschheitsfamilie?

·         Stiftet es Frieden?

·         Schafft es einen langfristigen Mehrwert für meine Kunden?

·         Trägt es unserer Gesellschaft bei?

·         Schaft es Verständnis und Verbundenheit?

 

Ein Querdenker ohne Halt und Fokus ist eine Fahne im Wind und unberechenbar. Auch er hat seine Daseinsberechtigung, jedoch bringt eine Diskussion mit diesem Menschen kaum Output. Er befindet sich kommunikativ auf der Ebene der Debatte und reagiert auf Fakten – in dem er dagegen ist. Ein Agieren, ein Vordenken, ein Hinterfragen, ein verstehen wollen ein Brückenbauen, eine Kokreation ist mit diesem Menschen nicht möglich.

 

 

Ich wünschte, es gäbe mehr Querdenker

Die Mainstream-Denkmuster haben uns hierher gebracht, wo wir sind: Einer machtorientierten Welt, die den Frieden im Schaffen neuer Kriege sucht. – In diesen Mustern weiter zu denken, bringt uns nicht weiter.

 

Ich bin dafür, dass das Wort Querdenker wieder entstaubt wird. Ich wünschte, dass der aktiv denkende und hinterfragende Mensch zum Ideal unserer Gesellschaft wird. Ich wünschte, wir würden einen gemeinsamen Anker und Richtungsstern finden, um in immer komplexer werdenden Zeiten, das Querdenken zu fördern und fordern, damit es zur Erschaffung eines gemeinsamen Mehrwerts beiträgt.

Ich wünschte, wir hätten 2-3 einfache Fragen, um einen Querdenker von einem Querulanten zu unterscheiden. Fragen wie: Was trägt dein Gedanke zum Weltfrieden bei? Welchen Mehrwert hat die Menschheitsfamilie von deiner Idee? Wem nützt diese Idee (außer dir selbst)?

 

Das Bilden einer eigenen Meinung ist ein aktiver Prozess. Damit dies passieren kann, braucht der Mensch mindestens zwei konträre Meinungen, die er gegeneinander abwägen und anhand seines Wertegerüsts prüfen kann. Ich wünschte, dass unsere Medien sich mehr und mehr loslösen von den machtorientierten Geldgebern und ihrem eigentlichen Sinn und Zweck nachkommen, den Menschen Quellen verschiedener Meinungen zu präsentieren, ohne vorzudenken und damit zu manipulieren. Und es braucht Menschen, die wieder die Verantwortung für ihr eigenes Denken übernehmen und kritisch mit Mainstream-Meinungen und Medien umgehen.

 

Ich wünschte, die Menschen nähmen sich mehr Zeit, um nachzufragen, um verstehen zu wollen und um zu forschen.

 

Wäre es nicht ein Ziel, ein Mindset zu schaffen, in dem Menschen mit stolzer Brust von sich behaupten könnten, ein Querdenker zu sein und alle würden bewundernd nicken?

 

… Ich habe einen Traum.

 

 

 

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